Sunday, January 14, 2007




Santiago
Die Stadt ist groß, dreckig und laut! Und zur Zeit ist es einfach nur heiß! Wahnsinn! Man macht nichts und es ist trotzdem zu heiß. Tausende von Autos, Bussen, alles hupt, 1.000 Menschen. Jeder fährt und geht wie er möchte. Busfahren ist und bleibt ein Abenteuer! Es herrscht ein Wettbewerb unter den Busfahrern: in wenig Zeit möglichst viele Passergiere. Und genau so fahren sie auch! Alle paar Minuten bekommen sie von Leuten, die mit Notizblöcken an der Strasse stehen ihre Zeit zugerufen. Im Bus kannst du alles kaufen: Getränke, Kaugummis, Haarspangen, BH-Träger... einfach alles. Viele fahren für 200 Pesos statt der 380 Pesos mit. Sie bekommen kein Ticket und fahren quasi Halb-schwarz mit. Steigst du in den Bus und fragst ob du für 200 mitfahren kannst schauen dich die Busfahrer erst ganz groß an oder haben ein verschmitzes lächeln auf dem Gesicht (eine gringa, warum weiss die wie das System hier funktioniert?). Gehst du durch die Strassen (vor allem wo ich wohne u. arbeite: Bellaviste & Recoleta) bist du der Blickfang. Und wirst ständig beobachtet, egal wie du dich fühlst. "buenas dias princesa" werde ich jdn. Morgen begrüsst. Einmal haben sich Leute bei mir bedankt dafür, dass ich jdn. Morgen an ihnen vorbei laufe. Hier habe ich viele Namen: Rubia, Gringa, Hermosa, Linda! "Beautiful" schreien die Leute und hupen dir hinterher! Ob mir das gefällt? Naja... manchmal ja, und wenn es nett gesagt ist bedanke ich mich. Aber wenn du dich schlecht fühlst oder dir Leute (jeder Altersgruppe) nachstarren oder irgendwas rufen ist es oft schon nervig! "Wie Tiere!!!", so beschreibt meine dt. Freundin die Chilenen hier. Geht man abends weg, z.B. tanzen, fassen dich die Jungs an, ziehen dich gleich auf die Tanzfläche, tanzen mit dir. Gehst du in eine Bar, wirst du direkt angesprochen. Besonders unangenehm finde ich es, wenn dir Männer hinterher starren, die mit ihrer Freundin oder ihrem Kind unterwegs sind. Die erste Frage ist "Wie heisst du", die 2. "Was machst du hier". Dann kommt entweder "Warum Chile" oder "Hast du einen Freund". Immer das gleiche Schema. Du bist exotisch, weil du nicht aussiehst wie sie (Chilenen sind klein, dunkelhaarig und meist dunkelhäutig, attraktive Chilenen sind rar). Wie leicht ist es, einen Chilenen kennenzulernen und die Nacht mit ihm zu verbringen. Richtige Freundschaften zwischen den Geschlechtern sind aber sehr schwierig! Die Chilenen sind generell untreu. Zumindest die, dich ich bisher kennengelernt habe. Und das waren nicht wenige. Daher kann man auch verstehen, dass die Chileninnen misstrauisch sind oder häufiger wenig gut auf Ausländerinnen zu sprechen sind.

Baustellen, Smog, Autoalarmanlagen. Die Stadt steht nie still! Durch meine Arbeit und durch die Hausbesuche lerne ich die Stadt richtig kennen. Gut, vlt. habe ich einen nicht ganz so korrekten Eindruck von Santiago. Ich wohne in Bellavist, arbeite in Recoleta. 2 Stadtviertel, die nicht gerade zu den sichersten gehören (aber auch nicht zu den unsichersten) und die sich von Europa einfach total unterscheiden. Selten bin ich in Vitacura, Las Condes oder Providencia. Lebst du dort, lebst du wie in Europa! Die Stadt ist so verdammt groß und ihre Stadtviertel so unterschiedlich. Ein soziales Auffangnetz für sozal schwächere gibt es nciht. Daher sind die Leute so kreativ und verkaufen an der Straße und in den Bussen alles nur erdenkliche. Manche Leute schlafen auf Matratzen oder in Kartons auf der Straße, andere wohnen zu 9. in einer Hütte, die 2 Schlafzimmer besitzt, klein und dreckig ist. Letztens hatte ich eine Familie interviewt, die für bestimmt einen Monat kein fließend Wasser und keinen Strom hatte und die mit 2 kleinen Kindern wohnte. Viele suchen arbeit, sitzen auf der Straße, hören Musik, trinken oder nehmen andere Drogen. Dann gibt es kleine Kinder, die mit einer Trommel auf dem Rücken durch die Strassencafés laufen, spielen, und Geld sammeln. In den reicheren Vierteln laufen die Leute in Anzügen rum, sind höher gewachsen, blond, hellhäutiger. Es gibt große shopping Malls, chic Departamentos, teuere Autos. Ja, so ist das hier. Millionen von neuen Eindrücken, viel Lebenserfahrung. Manchmal ist es schwer und die Erfahrungen sind eher negativ, wenn auch wichtig. Ich kann nur sagen, dass ich mich FAST immer pudelwohl fühle, viel viel viel gelernt und erlebt habe , mich verändert habe, viele Leute getroffen habe und mir ein neues Leben und ein soziales Netz aufgebaut habe! Dazu dieses Wetter - ein Traum!

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